Kassbach
Ein Porträt
Kinofilm 1978 Österreich
106 Minuten
Buch: Helmut Zenker
Regie: Peter Patzak
Darsteller:
Walter Kohut, Immy Schell, Konrad Becker, Walter Davy,
Franz Buchrieser, Hanno Pöschl, Erni Mangold, Maria
Engelstorfer, u.a.
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Verlauf: Der Wiener Gemüsehändler Karl Kassbach,
Mitte 50, wird Mitglied der rechtsextremistischen Organisation
Initiative, die zahlreiche (zunächst
kleinere) Anschläge und Attentate im Wiener Raum
plant (und auch durchführt). Überfallen werden
sollen verschiedene demokratische Organisationen (ein
katholischer Jugendklub, linke Clubs) und Einzelpersonen
(Redakteure von Tageszeitungen, Fernsehredakteure, ausländische
Arbeiter). Gezeigt wird in erster Linie der Freundeskreis
um Karl Kassbach, insgesamt fünf Männer, die
alle in der Initiative engagiert sind, die
eine lange politische Vergangenheit verbindet. Gemeinsam
treten sie nicht nur bei politischen Anschlägen
auf, gemeinsam gehen sie auch zum Kegeln und veranstalten
in einem Unterschlupf in Niederösterreich Schießübungen.
Die Organisation Initiative, gegen die zwar
eine kleinere Demonstration unternommen wird, die aber
kaum Öffentlichkeit findet, ist praktisch nicht
zu gefährden. Zumal sie auch eine legale Seite
präsentiert, hinter der sich die eigentliche Pläne
verstecken lassen: Unterschriftenaktionen, z. B. für
die Einschränkung und Heimschickung ausländischer
Arbeiter oder die zwangsweise Kastration von Triebverbrechern.
Bei einem Überfall auf den Club Links
erschießt Kassbach den zufällig übernachtenden
Redakteur. Trotzdem bleibt die Situation unverändert:
Die Initiative bzw. Kassbach sind kaum gefährdet.
Kassbach
wurde mit Förderung des Österreichischen Bundesministeriums
für Unterricht und Kunst produziert. Er war offizieller
österreichischer Wettbewerbsbeitrag bei dem 29. International
Filmfestspielen Berlin 1979. Für die mutige
Darstellung eines Problems unserer Zeit erhielt
er den UNESCO-Preis der C. I. D. A. L. C (Comité
International pour la Diffusion des Arts et des Lettres
par le cinema). KASSBACH wurde auf folgenden Filmfestspielen
gezeigt: 32. Festival International du Film Cannes 1979
(Marche du Film); 28. Melbourne Film Festival 1979; 9.
Festfival Internationale de Film per i Ragazzi e per la
Gioventu, Giffoni Valle Piana 1979; 11. Internationale
Filmfestspiele Moskau 1979, For Humanism in Cinema Art,
for Peace and Friendship among Nations; 2. Österreichische
Filmtage Kapfenberg 1979; 4. Internationales Kurzfilm-Festival
in Linz 1979, Eröffnungsfilm; 3. Mostra Internacional
de Cinema em Sao Paulo 1979; Festival Internazionale de
Neorealismo Italiano, Avellino 1979; Fest 80, The tenth
International Film Festival Jubilee Best
Films of the World. Beograd 1980; 9. Los Angeles International
Film Exposition FILMEX 1980; Filmkulturclub Dornbirn,
Eröffnungsfilm 1980; 8. International Film Festvival
of India New Delhi 1981; 10. Festival Internacional de
Cinema Figueira da Foz 1981; 26. Semana Internacional
de Cine de Valladolid 1981; The sixth Hong Kong International
Film Festival HKIFF 82; Österreichische Filmwoche
in Ungarn 1982; Film from Vienna, Austrias Contribution
to World Cinema, New York 1982.
Peter Patzak agierte bei Kassbach nicht
nur als Regisseur sondern auch als Produzent.
Peter
Patzak. 1945 Wien. Regisseur, Maler, Autor. Er studierte
Psychologie, Kunstgeschichte und Malerei. Erste Ausstellung
unter der Patronanz von Albert Paris Gütersloh. Mitte
der 60er Jahre wurde er zu der "Films of Art"
Show nach New York eingeladen. Von 1968 bis 1970 arbeitete
er in New York an Experimental- und Kurzfilmen. Bis heute
entstanden rund hundert szenische Arbeiten für Kino
und Fernsehen. Darunter "Kassbach" nach Helmut
Zenker, "Das Einhorn" nach Martin Walser, "Frau
Berta Garlan" nach Arthur Schnitzler, "Wahnfried
- Richard und Cosima", dem offiziellen Beitrag bei
den Filmfestspielen Cannes. Nach der Rückkehr nach
Wien drehte er bereits 1972 seinen ersten Kinofilm "Die
Situation". Seit 1990 ist er o. Univ. Prof. an der
Universität für Musik und Darstellende Kunst
in Wien. Peter Patzak hat von 1976 bis 1983 mit der anarchistischen
Parodie auf das Kriminalgenre "Kottan ermittelt"
Fernsehgeschichte geschrieben. Er wurde mit vielen Preisen
bedacht, u.a. mit dem Adolf Grimme Preis, der Goldenen
Kamera, der Goldenen Romy, dem Preis der Berliner und
Moskauer Filmfestspiele für "Kassbach",
dem Preis der Russischen Filmschaffenden in Moskau 1996
für "Shanghai 1937", dem UNESCO Preis für
"Gelobtes Land". Mit Retrospektiven aus seinem
umfangreichen und vielseitigen Schaffen wurde Peter Patzak,
u.a. bei der Cinématèque Francaise und auf
dem Max Ophüls-Festival geehrt. Weitere Retrospektiven
fanden in Berlin, den österreichischen Filmtagen,
bei den Festivals in Kairo, Damaskus und Shanghai statt.
2002 erhielt Peter Patzak für die Verfilmung "Die
Wasserfälle von Slunj" nach dem gleichnamigen
Roman von Heimito von Doderer den Regiepreis in Venedig.
Der Film erhielt auch den österreichischen Volksbildungspreis.
2003 erhielt er für "Zodiac Sign" den Director's
Award: Emerging Maverick Award, San Jose Film Festival.
Bereits 1961 startete Patzak seine Karriere als Maler
mit regelmäßigen Ausstellungen unter dem Titel
"Halbzeit der Physiker" ab 1966 "Kommunikationsmaschinen
und TV-Bilder", später unter "Farbe Weiss",
"Körperservietten und Tischtücher",
"Spuren und Schreine", "Shanghai Notebook",
"Le Porte Delle Vecchie" und "Finestre
con Vedute". Seine letzte Ausstellung hatte den Namen
"Daten" mit dem geschlossenen Zyklus "Briefe
nach Perigord". Peter Patzak fungierte bei vielen
seiner Filme auch als Autor, Co-Autor und Produzent. Viele
seiner Bücher wurden auch vertont u.a. auch sein
letzter Roman "Der Geist der Farbe" der 2005
erschienen ist. Sein Stück "Akte - im Schweigen
vermählt" wurde 2008 im Stadttheater Wien uraufgeführt.
Im Ralph Klever Verlag erschien im Oktober 2008 der Prosatext
zu der Theaterarbeit als Buch. Seit 2007 entstanden die
Zyklen: "Die ungleichen Stunden", "Stimmen
aus dem Lupanar", "Das Buch der Nikarete",
"Rectinas Brief" und "Fenster mit Einsicht".
Univ. Prof. Dr. Walter Schurian arbeitet an einer Kunstwahrnehmungspublikation
über die Zusammenhänge Film, Wort, Bild, Peter
Patzak, die anlässlich der Ausstellung "Fenster
mit Einsicht" im Jänner 09 präsentiert
wird. |